Und was sind nun die zentralen Unterschiede zwischen einer Universität und einer Corporate University? Die Universität freut sich über die Freiheit von Lehre und Forschung. Die Corporate University dient dem Unternehmen. Die Universität schafft Wissen. Die Corporate University schafft Marktvorteile.

Das ist ja jetzt der neue Trend: Die gute alte Abteilung für innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung heisst jetzt Corporate University - aus IBF wird CU. Lufthansa, VW und viele andere haben bereits eine wahre Welle von "Universitäts"-gründungen ausgelöst. Mich interessiert, ob die sich überhaupt University nennen dürfen? Wie dem auch sei, Frazee legt in seinem Artikel dar, dass es schon einen qualitativen Unterschied zwischen einer IBF und einer CU gibt. Vieles scheint dafür zu sprechen, dass die CUs in zunehmender Konkurrenz zu den "grundständigen" Fakultäten treten. Schade eigentlich, denn ich sehe viele Möglichkeiten für Kooperationen, von denen sowohl die Universitäten wie die Corporate Universities profitieren würden.

Gottlieb Duttweiler schuf den grössten Einzelhandelskonzern der Schweiz, die Migros (sprich: Migroh). War er ein Sozialromantiker, weil er in den Statuten der Migros-Genossenschaft festschreiben liess, dass jedes Jahr ein fixer Prozentsatz des Umsatzes in Bildungsmassnahmen fliessen muss? Wie auch immer, mit der Migros-Klubschule entstand der grösste private Weiterbildungsanbieter der Schweiz ... und beschert dem Migros-Konzern jedes Jahr Verluste im zweistelliger Millionenhöhe. Verluste im Sinne von Return of Investment! Aber wie hoch wiegt der Wert des Namens? Wie stark trägt die Klubschule zum Migros-Image bei? Wer mag ausrechnen, was billiger ist: gesellschaftliche Trends über die Besucher der Klubschule frühzeitig erkennen oder hoch dotierte Trend-Scouts aus dem Ausland engagieren? Nicht zu vergessen, dass die Klubschulen fast ausnahmslos in der unmittelbaren Nachbarschaft zu den Migros-Supermärkten liegen. Da lässt sich shoppen und büffeln doch trefflich miteinander verbinden. Ja, der alte Duttweiler, von dem könnte mancher Manager noch vieles lernen!

Da unterhalten sich viele weise Leute, wie die intervenierenden Variablen zu kontrollieren sind oder wo externe Validität zulasten der internen gesteigert werden kann. Dabei geht es doch viel einfacher: Eine gute Evaluation geht nur zwei Fragen nach: (a) War das E-Learning-Angebot für Sie nützlich? (b) Wenn nein, warum nicht?

Und wieder hat sich die Süddeutsche Zeitung in Sachen E-Learning profiliert: Es gäbe ein Online-Lernprogramm für Erstsemester, das eine Orientierung an der Hochschule erleichtere. So, so. Und an der Uni Münster läuft das genauso ab wie an der TU Illmenau? Das würde mich doch sehr wundern. Die Preview-Funktion des "Lernprogramms" lässt vermuten, dass hier mal wieder ein Reader zum wissenschaftlichen Arbeiten verwurstet wurde. Einmal mehr statische HTML-Seiten ohne einen Funken Interaktivität. Interessant und bedrohlich: "Ein Produkt von Online-Script.de" ... was mag da noch folgen? Mittlerweile bieten ja noch mehr Unis (auch Mannheim, meines Wissens) professionell Skripte zum Verkauf an Externe an. Aber was hat das mit E-Learning zu tun?